„Andersiger-andersiger-andersiger – verandern – verandern – verandern“! Nur mit „erfundenen Wörtern“ kann der Theaterchor der Theater-AG versuchen zu fassen, was geschieht, wenn ein Mensch Opfer von Ausgrenzung und Feindseligkeit wird. Kemi, die Protagonistin des Romans „Wolf“ und der gleichnamigen Bühnenfassung, erklärt sich und den Zuschauenden den Prozess der Ausgrenzung als willkürlichen, von „Stressgier“ getriebenen Akt, der jeden treffen kann.
Im Roman Stanišićs trifft es Tony, die „andersiger“ gemacht wird. Mit voller Wucht bekommt sie die Aggressionen der Mobberin Alex und der Zwillinge, die Gleichgültigkeit der übrigen Kinder und der Betreuerinnen in einem Ferienlager zu spüren, zu dem sie unfreiwillig antritt – ebenso wie Kemi, die von ihrer Mutter gegen ihren Willen zum Ferienlager angemeldet wurde – und nun zwischen dem Bedürfnis, zu Tony zu stehen, und der Angst vor eigener Ausgrenzung schwankt: „Ich bin ehrlich froh, dass es Tony gibt. Jemanden also, der den kompletten Stress und Hate abkriegt. Gäbe es Tony nicht, wäre wahrscheinlich ich das Opfer“.
Die vorsichtige Annäherung zwischen Kemi und Tony sowie die abwartende bzw. feindselige Haltung der übrigen Teilnehmenden des Ferienlagers wurden von den Schülerinnen der Theater-AG unserer Schule voller Engagement und mit großer Überzeugungskraft am Premierenabend sowie an zwei weiteren Aufführungen vor den Fünftklässlerinnen und Fünftklässlern sowie Sechstklässlerinnen und Sechstklässlern auf die Bühne gebracht. Wirksame Massenszenen, in denen sich die schauspielerischen Qualitäten sowie die Spielfreude der Schülerinnen ganz besonders zeigten, sowie zarte Begegnungen in der nur wenig beschienenen Hütte, in denen Tony und Kemi allmählich zueinanderfinden, wechselten sich in der sehr gelungenen Bühnenfassung des Kinderromans von Stanišić. ab. Besonders eindrucksvoll gestaltete sich auch der Höhepunkt der Ausgrenzung in der „Kletterszene“, in der Kemi endlich zu Tony steht und in der die monatelange Arbeit der Schauspielerinnen, ihr Zusammenspiel und ihr Teamgeist besonders deutlich wurden.
Berührend auch die Auftritte des „Wolfes“, verkörpert durch über die dunkle Bühne schleichende Schaupielerinnen mit gelben Augen, „die alles sehen“. Der Wolf sucht den verängstigen Kemi im Traum heim und ist, wie sich im Laufe der Handlung herausstellt, auch Teil der inneren Welt Tonis: „Der Wolf ist groß, schlank und grau. Der Wolf leckt sich über die Schnauze. Guckt aus gelben Augen. Ich will aufstehen, will weg“. Schließlich wandelt er sich jedoch am Ende des Stückes, das trotz aller Widrigkeiten Mut macht und an vielen Stellen auch Anlass zum Lachen gibt, zum beschützenden Wolf, der „sich neben das Bett legt und über uns wacht“.
Erst möglich gemacht wurde die Inszenierung des Romans Stanišić durch die finanzielle und organisatorische Unterstützung der Festivalleitung des Literaturdistrikts, eines jährlich in Essen im Herbst stattfindenden Literaturfestivals zur Erweiterung des Kulturverständnisses in einer pluralen Gesellschaft. Ein herzlicher Dank geht dabei an Fatma, Semra und Freimut, dem Leitungsteam des Festivals, das auch zu unseren Aufführungen gekommen ist. Es hat uns sehr gefreut, dass Semra am Premierenabend mit Saša Stanišić telefoniert und uns persönlich seine besten Wünsche übermittelt hat.
Ganz besonders dankbar sind wir in diesem Zusammenhang für die Koordination der Zusammenarbeit mit dem Autorinnen-Kollektiv Bindestrich, dessen wunderbare Bühnenfassung des Romans wir zum ersten Mal aufführen durften. Ein besonderer Dank geht dabei an Swarje, die nicht nur das Bühnenskript mitverfasst hat, sondern auch mehrfach zu den Proben angereist ist und den Probenprozess intensiv begleitet hat. Es war schön, dass sie im Laufe der Zeit Teil unserer Truppe wurde.
Last but not least, geht ein herzlicher Dank an die Technik-AG und Herrn Sinkemat, ohne deren Unterstützung und großes Engagement die Inszenierung nicht möglich gewesen wäre!
Wir hoffen sehr auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit und weitere tolle Theaterstücke!
Emma und Ronahi, Schülerinnen der sechsten Klasse, schildern ihre Eindrücke zum Probenprozess und zum Stück:
„Die Arbeit, das Theaterstück „Wolf“ zu proben, hat sehr viel Spaß gemacht. Ich war überrascht, wie gut das Kollektiv Bindestrich das Stück verfasst hat.
Zusammen ein so tolles Stück zu proben und auch teilweise zu individualisieren, war eine sehr schöne Erfahrung. Wir als Theatergemeinschaft haben vielen Menschen mit einem schönen Stück eine Freude bereitet und viel positives Feedback bekommen.
Ich finde den Hintergrund des Stückes, der nicht so leicht zu verstehen ist, wichtig und es ist wunderbar, so etwas zu präsentieren. Ich hoffe, wir konnten vielen Menschen zeigen, dass es sehr wichtig ist, sozial zu seinen Mitmenschen zu sein, mit anderen über seine Probleme und Ängste zu sprechen und „Spuren zu hinterlassen“.
Ein großer Dank geht auch an unsere Theaterlehrerin Frau Auwelaers, die uns bei den Proben sehr unterstützt hat. Ohne sie hätten wir das Stück nicht auf die Bühne bringen können.
Ich glaube, ein bisschen traurig finden wir es alle, dass der Theaterrausch nun vorbei ist, aber wir können auf jeden Fall sagen, dass wir „Spuren in der Welt hinterlassen“ haben.
Abschließend kann ich nur sagen, dass sich die Mühe und die Arbeit auf jeden Fall gelohnt haben und ich für alles sehr dankbar bin.“
Emma Groth, 6d
„Vielen Dank an die Schulleitung, das Kollektiv Bindestrich und alle weiteren Unterstützenden der Theater-AG. Gemeinsam haben wir es geschafft, das Stück „Wolf“ aufzuführen. Das Stück entstand auf der Grundlage des Romans „Wolf“. Wir möchten uns ganz herzlich bei Swarje, einem Mitglied des Kollektivs Bindestrich, bedanken. Sie ist oft aus Münster angereist, um uns bei den Proben zu unterstützen, und nur mit ihrer Hilfe konnten wir das Stück aufführen.
Außerdem hat der Literaturdisktrikt alle Requisiten für uns bezahlt, worauf wir sehr stolz sind.
Vielen Dank auch an die Schülerinnen und Schüler der Technik-AG, die am Ende immer bei den Proben dabei waren und Beleuchtung, Audios und Musik immer an der richtigen Stelle eingespielt haben.
Die Kinder der Theater-AG haben sich viele Unterrichtsstunden freigenommen, um zu proben und aufzuführen. Einen Nachmittag nahmen sie sich auch Zeit, um das Stück vor der Premiere komplett durchzuspielen. Es machte großen Spaß, sich in die Figuren einzuleben, und wir freuen uns auf das kommende Theaterstück der neuen Theaterkinder.
Ronahi Pezu Hassan, 6c